Zukunft Digital: Lernen bei der AOK Hessen

Am 28. Oktober 2025 fand die zweite Veranstaltung der dreiteiligen Reihe „Zukunft Digital – Chancen für die Generation 50+“ statt – diesmal mit der AOK Hessen als Praxispartner. Die Reihe findet im Rahmen des Forschungsprojekts „BeKomIng Digital“ des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) in Kooperation mit Das Demographie Netzwerk e.V. statt. Ziel der Reihe ist es, wissenschaftliche Erkenntnisse in die betriebliche Weiterbildungspraxis zu übertragen und so Impulse zu einer inklusiven, digitalen Weiterbildungslandschaft zu geben – wissenschaftlich fundiert, praxisnah und alter(n)sgerecht.

Wissenschaftlicher Impuls: Lernen im digitalen Wandel 

Juniorprofessorin Dr. Laura Naegele, Leiterin der Nachwuchsforschungsgruppe „BeKomIng Digital“, gab einen Rückblick auf die erste Veranstaltung der Reihe, bei der die Deutsche Bundesbank als Praxispartner im Fokus stand. Sie erläuterte die Zielsetzung des Forschungsprojekts: digitale Lernangebote zu entwickeln, die sich an den Bedürfnissen älterer Beschäftigter orientieren und gleichzeitig die Vielfalt betrieblicher Lebensrealitäten berücksichtigen. 

Dr. Naegele stellte den dreiphasigen Lernprozess in den Mittelpunkt – von der Vorbereitung über die Durchführung bis hin zur Anwendung des Gelernten im Arbeitsalltag. Dabei wurde deutlich, dass digitale Weiterbildung nicht nur technische Voraussetzungen braucht, sondern auch praxisnahe Inhalte und eine lernfreundliche Unternehmenskultur. Besonders betont wurde die Rolle von Führungskräften, die Lernzeit ermöglichen und den Transfer in die Praxis unterstützen. 

Im Anschluss übernahm Selina Staniczek, wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin im Projektteam, den zweiten Teil des wissenschaftlichen Impulses. Sie präsentierte erste Ergebnisse aus den Fokusgruppendiskussionen, die mit Beschäftigten aus verschiedenen Unternehmen geführt wurden. Zur Veranschaulichung wurden Personas eingesetzt – fiktive, aber realitätsnahe Profile, die typische Herausforderungen und Bedürfnisse im digitalen Lernen darstellen. 

Die vorgestellten Personas zeigten beispielhaft, wie unterschiedliche Lebenssituationen – etwa Führungsverantwortung, Teilzeitarbeit oder Care-Verpflichtungen – Einfluss auf die Nutzung und Wahrnehmung digitaler Lernangebote nehmen. Dabei wurde deutlich, dass Lernbedürfnisse nicht allein durch das Alter bestimmt werden, sondern durch Faktoren wie Zeitverfügbarkeit, Arbeitsumfeld, digitale Vorerfahrung und persönliche Motivation. 

Staniczek reflektierte auch kritisch den Einsatz von Personas: Sie sind ein hilfreiches Werkzeug zur Zielgruppenorientierung, bergen aber die Gefahr der Stereotypisierung, wenn sie nicht regelmäßig überprüft und differenziert betrachtet werden. Die Forschung plädiert daher für einen sensiblen Umgang mit Altersbildern und eine Gestaltung digitaler Lernangebote, die Vielfalt und Individualität ernst nimmt.  

Praxisbeispiel AOK Hessen: Vielfalt als Stärke 

Im zweiten Teil der Veranstaltung präsentierten Susann Hinz und Nora Wandel die Lernstrategie der AOK Hessen. Mit rund 4.000 Mitarbeitenden und einem Durchschnittsalter von 46 Jahren setzt die AOK Hessen auf ein breites, flexibles Bildungsangebot, das sich an den unterschiedlichen Lebensphasen und Bedürfnissen der Beschäftigten orientiert. 

Besonders hervorzuheben ist die E-Learning-Erstellung durch Mitarbeitende für Mitarbeitende. Fachexpertinnen und -experten entwickeln eigene Lernmodule, die praxisnah und zielgruppengerecht sind. Die AOK Hessen fördert zudem eine lernfreundliche Unternehmenskultur, in der Führungskräfte eine Schlüsselrolle spielen: Sie ermöglichen Lernzeit, führen Entwicklungsgespräche und unterstützen individuelle Weiterbildung. 

Auch das Thema Übergangsmanagement wurde beleuchtet: Die AOK Hessen spricht Beschäftigte frühzeitig auf ihre Vorstellungen zur Weiterarbeit über das Regelarbeitszeitende hinaus an und schafft flexible Rahmenbedingungen – ein wertvoller Beitrag zur Fachkräftesicherung. 

Die dritte Session findet am 6. November 2025 statt – dann mit Einblicken aus der Deutschen Lufthansa. Weitere Informationen finden Sie hier.  

Weiterführende Materialien zur Veranstaltung stehen Ihnen hier zur Verfügung.