Im Gespräch mit Demografie-Lotse Theo Drijfhout

Im dritten Teil der Portrait Serie erzählt Theo Drijfhout was ihn bewogen hat, die Demografie-Lots*innen-Ausbildung 2022 zu machen. Seine Firma Next Level Living ist auf Beratungs- und Vermittlungsleistungen für den Arbeitsmarkt ab 55 Jahren spezialisiert.

Die Demografie-Lots*innen Ausbildung gibt es nunmehr seit zwölf Jahren. Das Demographie Netzwerk e.V. bietet die Qualifizierung Interessierten in großen Teilen online und in aktualisierter Fassung an. Über 400 Mitarbeiter*innen aus den Bereichen Personalentwicklung, Gesundheit und Arbeitsschutz sowie freie Berater*innen haben sich in den vergangenen Jahren bereits zu Demografie-Lots*innen qualifiziert. Mit einigen von ihnen sprachen wir in unserer Portrait-Serie über die Ausbildung.

„Neben spezifischen Werkzeugen war mir wichtig, durch die Demografie-Lots*innen-Ausbildung einen Gesamtrahmen herzustellen, in dem die späte Lebensphase mit dem Arbeitskontext in Zusammenhang gebracht wird.“

Theo Drijfhout
Gründer Next Level Living

Was hat Sie motiviert, die Ausbildung zu machen?

Im Rahmen meiner Arbeit begegne ich dem Thema Demografie umfassend. Mit dieser Fortbildung wollte ich meinen Management-Hintergrund ergänzen um ein strukturell aufgebautes Wissen. Mir war es wichtig, einen umfassenden Überblick darüber zu erhalten, wie Demografie-Analyse und Demografie-Management professionell durchgeführt werden. Das hat die Schulung effizient und effektiv geleistet, indem praxisnahe Herausforderungen aufzeigt wurden sowie verfügbare Methoden, wirksame Werkzeuge und in kompakter Form der Stand der Wissenschaft vermittelt wurden.

Was sind Ihre Fragestellungen mit Blick auf Demografie im operativen Arbeitsalltag?
Der erste Aspekt sind Menschen, die eine neue berufliche Situation anstreben. Sei es, weil sie arbeitslos geworden sind oder aktiv einen Wechsel suchen. Auf der anderen Seite stehen die Arbeitgebenden und die Frage nach dem Umgang mit Mitarbeitenden ab Mitte 50. Dies betrifft sowohl eigene Angestellte als auch Neuanstellungen. Die dritte Dimension ist die Orientierungs- und Finanzberatung. Für Betroffene ist es nicht nur hilfreich herauszufinden, welche Ziele sie sich setzen wollen, sondern auch, wie sie diese finanziell realisieren können. Viele, auch hochausgebildeten Menschen, wissen nicht, wie hoch ihre Rente sein wird, welches Einkommen sie brauchen werden, wie es mit dem Vermögen weitergeht. In der Anwendung all dieser drei Aspekte bei der Altersgruppe ab Mitte 50 spielt das Thema Demografie eine große Rolle. Neben spezifischen Werkzeugen war mir wichtig, durch die Demografie-Lots*innen-Ausbildung einen Gesamtrahmen herzustellen, in dem die späte Lebensphase mit dem Arbeitskontext in Zusammenhang gebracht wird. Darüber hinaus wird in der Ausbildung das Thema Alter in allen Altersgruppen betrachtet: etwa Chancen altersübergreifender Zusammenarbeit, Wissensübertragung etc., die auch wichtig in der Umsetzung sind.

Demnach ist neben der Beratung von Arbeitssuchenden ab 55 ein wichtiger Teil Ihrer Tätigkeit auch die Sensibilisierung der Arbeitgebenden?

Über die Plattform 55 vermitteln wir zwischen beiden Parteien, den Arbeitgebenden und -suchenden. Hier sind wir natürlich auch mit den Arbeitgebenden in Kontakt. Im B2B Bereich beraten wir zudem Arbeitgebende zu altersgerechten Arbeitsbedingungen und -modellen, entwickeln beispielsweise flexible Altersteilzeitmodelle, die für beide Parteien attraktiv sind.

„Die direkteste Anwendung der Ausbildung ist die Altersstrukturanalyse, da sie auf pragmatische Weise quantitative Klarheit verschafft, ob demografische Risiken in der Organisation bestehen.“

Theo Drijfhout
Gründer Next Level Living

Welche in der Ausbildung behandelten betrieblichen Handlungsfelder spielen bei Ihren Kunden eine besondere Rolle?

Die direkteste Anwendung der Ausbildung ist die Altersstrukturanalyse, da sie auf pragmatische Weise quantitative Klarheit verschafft, ob demografische Risiken in der Organisation bestehen. Welches Handlungsfeld daraus bei einem Arbeitgeber hervorgeht, wird auch von der akuten Situation abhängen. Wenn beispielsweise in einem Unternehmen ein hoher Krankenstand existiert, müssten Maßnahmen im Handlungsfeld Gesundheit abgeleitet werden. Bei einer schlechten Unternehmenskultur, die sich beispielsweise in Streit oder Verlusten durch schlechte Zusammenarbeit äußert, wären Maßnahmen im Handlungsfeld Führung relevant. Hierfür muss auf der Ebene natürlich auch ein entsprechendes Problembewusstsein vorhanden sein.

Welche vermittelten Kenntnisse der Ausbildung können Sie in Ihrer beruflichen Praxis gut anwenden?
Das Arbeitsfähigkeitsmodell nach Ilmarinen fand ich beispielsweise sehr sinnvoll, da ich die wissenschaftlichen Erkenntnisse gut nutzen kann, um mit ihnen meine operative Tätigkeit zu untermauern.

Was würden Sie Interessierten sagen, ist der größte Mehrwert der Ausbildung?
Zum einen ist die inhaltliche Aufbereitung zum Thema Demografie und Demografiemanagement wertvoll. Die Ausbildung vermittelt ein grundsätzliches Wissen und zeigt viele Referenzen zur weiteren Vertiefung auf. Für mich war darüber hinaus der persönliche Kontakt mit anderen Demografie-Berater*innen ein großer Mehrwert. Viele von ihnen agieren isoliert als Einzelkämpfer. Der Kurs bot eine Atmosphäre des Austauschs, durch den ich mich mit meinem Angebot und meinen Kompetenzen frei von Wettbewerbsgedanken besser einordnen konnte.

Vielen Dank für das Gespräch.

Theo Drijfhout

ist Elektronik-Ingenieur und war, nach mehrjähriger Tätigkeit im Bereich der Konsumentenelektronik, fast 20 Jahre in der Automobilzulieferindustrie im Excecutive Management tätig. 2019 gründete er die Firma Next Level Living, die auf Beratungs- und Vermittlungsleistungen für den Arbeitsmarkt ab 55 Jahren spezialisiert ist.

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Das praxisnahe Qualifizierungsangebot haben wir zusammen mit Partner*innen für diejenigen entwickelt, die sich die wichtigsten Instrumente des Demografie-Managements in kompakter Form aneignen wollen. Die Ausbildung versetzt Sie in die Lage, in und für Organisationen Maßnahmen zur Umsetzung einer demografiefesten Personalpolitik zu entwickeln.

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