Dennoch erfahren Menschen in Basisarbeit selten Aufmerksamkeit und arbeiten unter besonders herausfordernden Bedingungen. Zudem werden mit Basisarbeit oft schlechte, körperlich anstrengende Arbeitsbedingungen sowie geringere Anerkennung und Entlohnung verbunden. Diese oft prekären Arbeitsbedingungen spiegeln sich auch in den Daten zur Arbeitsunfähigkeit dar.
Das Institut für Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF-Institut) hat die Arbeitsunfähigkeitsdaten von fast 500.000 AOK-versicherten Basisarbeitenden im Rheinland und Hamburg für das Jahr 2022 ausgewertet. Der Krankenstand der Basisarbeitenden lag mit 7,28% deutlich über der Vergleichsgruppe (Fachkräfte und Akademiker*innen, 6,62%). Insbesondere aufgrund von Muskel-Skelett-Erkrankungen (z.B. Rückenschmerzen) sind die Basisarbeitenden deutlich häufiger arbeitsunfähig (> 30 AU-Fälle / 100 Versichertenjahre), als die Fachkräfte und Akademiker*innen (< 20 AU-Fälle / 100 Versichertenjahre) (kostenloser Download der Auswertung: Gesundheitsbericht Basisarbeitende 2023)
Organisationaler Respekt
Respektvolle Arbeitsgestaltung für Beschäftigte in Basisarbeit ist die Aufgabe, die dem Arbeitgeber zukommt. Dazu bedarf es einer Verankerung des respektvollen Umgangs in der Organisation. Im Projekt “ORBiT – Organisationaler Respekt und Basisarbeit in der Transformation” arbeitet das Institut für Betriebliche Gesundheitsförderung zusammen mit dem BIT e.V. und dem Demographie Netzwerk e.V. daher an Instrumenten, die es Unternehmen ermöglichen, sich dem Thema "Organisationalen Respekt" strukturiert anzunehmen.
Organisationaler Respekt gliedert sich in vier Dimensionen, die sowohl Verhalten (bspw. dem Umgang miteinander, transparente Kommunikation) als auch Verhältnisse (bspw. Rahmenbedingungen wie faire Arbeitsverträge) berücksichtigen. Die Dimensionen lauten Soziale Beziehungen, Führung, Unternehmenskultur und Arbeitsbedingungen.
„Die Grundlage einer guten sozialen Beziehung besteht daraus, das Gegenüber als Mensch zu betrachten – nicht nur als Arbeitskraft. Dazu gehört ein ehrliches Interesse am Wohlbefinden der Mitarbeitenden: Was beschäftigt die Person zurzeit? Welche Ideen bringt sie für ihren Arbeitsplatz mit? Welche Bedürfnisse hat dieses Individuum und inwieweit können wir diese als Arbeitgeber berücksichtigen?“
Die Grundlage aller Dimensionen und des Organisationalen Respektes ist der umfassende Arbeits- und Gesundheitsschutz. Auch wenn das geltende gesetzliche und berufsgenossenschaftliche Regelwerk für alle Arbeitnehmenden gilt, stellt insbesondere die Gruppe der Basisarbeitenden Unternehmen vor große Herausforderungen.
Durch Tätigkeiten in risikoreichen Umgebungen oder mit hohen körperlich Belastungen sowie häufig wenig Zugang zu Weiterbildungsmaßnahmen, erfordert es von den Unternehmen zielgruppenorientierte Lösungen, um sicherheitsrelevante Vorschriften bedarfsorientiert anzuwenden und für Basisarbeitende verständlich zu machen.
Respekt messbar machen
Mit einem im Projekt entwickelten Screeningverfahren wird der organisationale Respekt anhand der vier Dimensionen sowie Gesprächen mit Basisarbeitenden und ihren Führungskräften messbar. Die Ergebnisse werden in eine „Respect-Map“ übertragen, die betriebsindividuell Entwicklungspfade und Handlungsoptionen aufzeigt, um den Respekt zu fördern. Gleichzeitig untersucht das Projekt die gesetzlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen für Basisarbeitende und hat zum Ziel, Empfehlungen für die Politik zu entwickeln, um Basisarbeit sicherer, gesünder und respektvoller zu gestalten.
Mit dem Projekt ORBiT möchten wir Wege erkunden, um ein betriebliches Umfeld zu schaffen, in dem sich Mitarbeitende, unabhängig von Position und Funktion, respektiert, gehört und wertgeschätzt fühlen.
Ansprechpersonen
Öffentlichkeitsarbeit:
Felia Glaser
Das Demographie Netzwerk e.V.
glaser@ddn-netzwerk.de
Projektleitung:
Dr. Birgit Schauerte
Institut für betriebliche Gesundheitsförderung