Das Demographie-Netzwerk e.V. (ddn) hatte in Zusammenarbeit mit dem Podcast „Zwischen Arbeit und Rente“ nach den Arbeitsmarktchancen von Babyboomern – also Beschäftigten über 55 Jahre – für 2026 gefragt. Henrik Straatmann, Geschäftsführer von Deutschlands größtem Personaldienstleister Adecco, so wie die Arbeitmarktforscherinnen Virginia Sondergeld vom Jobportal Indeed und Anna Wittich von Stepstone sind übereinstimmend der Meinung, dass der demografische Wandel den Bedarf an erfahrenen Arbeitskräften weiter erhöht. Bereits heute sei jede vierte erwerbstätige Person in Deutschland 55 Jahre oder älter, während mehr Menschen in Rente gehen als junge Fachkräfte nachrücken.
Wirtschaftspolitisch sehen die Expert*innen in der Aktivrente und den begleitenden Maßnahmen ein erhebliches Potenzial: Hochrechnungen von Stepstone zufolge könnten zwischen 2030 und 2035 jährlich bis zu 570.000 zusätzliche Arbeitskräfte im Erwerbsleben bleiben, was bis zu 28 Milliarden Euro zusätzlicher Wirtschaftsleistung pro Jahr bedeuten würde. Die Bereitschaft über das Rentenalter hinaus zu arbeiten, sei hoch: aus Umfragen der Unternehmen gehe hervor, dass drei von vier älteren Beschäftigten sich vorstellen könnten, länger tätig zu sein. Als zentrales Hemmnis gelten nach wie vor Altersdiskriminierung und Vorurteile im Recruiting, insbesondere mit Blick auf Leistungs- und Lernfähigkeit.
Übereinstimmend empfehlen die Expert*innen Arbeitgebern Angebote zu schaffen für lebenslanges Lernen, insbesondere digitalen Kompetenzen, sowie flexible Arbeitsmodelle wie Teilzeit, Projektarbeit oder gleitende Übergänge in den Ruhestand. Arbeitgeber sollten zudem altersdiverse Teams fördern, Weiterbildungen gezielt anbieten und erfahrene Mitarbeitende wertschätzen. Von der Politik fordern Straatmann, Sondergeld und Wittich eine generationengerechte Rentenreform und gezielte Weiterbildungsprogramme ab 50, um die Erwerbsarbeit im Alter attraktiv zu halten und Altersdiskriminierung nachhaltig abzubauen.
Über Das Demographie Netzwerk e.V. (ddn):
Das Demographie Netzwerk e. V. (ddn) ist ein gemeinnütziges Netzwerk von Unternehmen und Institutionen, die den demografischen Wandel als Chance begreifen und aktiv gestalten wollen. ddn wurde 2006 auf Initiative des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales und im Kontext der Initiative neue Qualität der Arbeit (INQA) gegründet. Die Mitglieder engagieren sich mit dem Anspruch „gemeinsam Wirken“ und in kollaborativer Zusammenarbeit. In regionalen und überregionalen Foren, in digitalen und persönlichen Treffen bearbeitet das Netzwerk Themen wie Qualifizierung, Digitalisierung, Führung und Diversity. ddn initiiert, leitet und unterstützt Förder- und Forschungsprojekte zu seinen Themen. Seit 2020 verleiht ddn den Deutschen Demografie Preis ddp.