Wahlen gewinnt, wer Menschen in der zweiten Lebenshälfte für sich gewinnt. Alle Rentenentscheidungen werden vor diesem Hintergrund getroffen. Und alles Gerede von Generationengerechtigkeit ist eben das - Gerede.
Deshalb betont Kanzler Olaf Scholz bei jeder sich bietenden Gelegenheit, das Rentenalter nicht weiter zu erhöhen - obwohl die Lebenserwartung jedes Jahrzehnt um zwei bis drei Jahre steigt. Deshalb hat Arbeitsminister Hubertus Heil jetzt festgelegt, dass das Rentenniveau nicht wie geplant von 48 Prozent auf 45 Prozent absinkt, sondern bis 2040 dauerhaft auf 48 Prozent bleibt.
Da das deutsche Rentensystem umlagefinanziert ist, belastet das diejenigen, die in die Rente einzahlen. Klar, auch alle über 50. Vor allem aber natürlich die Jungen, die ihr Arbeitsleben gerade erst begonnen haben.
Ihnen verspricht das Rentenpaket Entlastung in Form des neuen "Generationenkapitals", das insbesondere Finanzminister Christian Lindner durchgesetzt hat. Doch was nun tatsächlich umgesetzt wird, ist gegenüber den Ursprungsplänen so mickrig, dass ab 2035 davon pro Jahr allenfalls eine Woche lang die Renten bezahlt werden können. Die Regierung selbst schreibt, dass bis dahin die Rentenbeiträge von derzeit 18,6 Prozent auf 22,3 Prozent steigen werden. Das ist ein Anstieg von 20 Prozent!
Tendenziell allerdings ist das Generationenkapitel ein (Trippel-)Schritt in die richtige Richtung, weil der Staat damit erstmals Kapital am Aktienmarkt für die Rente aufbaut und ab 2035 mit den Erträgen den Rentenbeitrag für die Jungen dann stabil halten will. Dass das funktioniert, zeigen insbesondere unsere nordeuropäischen Nachbarn. Allerdings wurde dort viel früher und mit viel mehr Geld begonnen - dementsprechend viel besser ist dort die Lage in Sachen Rente.
Ein Kommentar von Margaret Heckel
Margaret Heckel
Autorin, Journalistin, Moderatorin